LUPESA - aller Anfang ist schwer

1970

 
 


Wie ich genau zur Modellbahn gekommen bin, vermag ich heute gar nicht mehr zu sagen. Als Schüler fuhr ich täglich fast 30 Minuten mit dem Zug von meinem Wohnort Lunden über Friedrichstadt zum Gymnasium in Husum. Vorne am Zug oft noch die riesigen, respekteinflößenden schwarzen Ungetüme, zu denen ich immer den größtmöglichen Abstand hielt. Baureihe 01 und 50Kab, das waren beeindruckende Maschinen. Und sie liefen noch oft vor Zügen auf der Stecke Hamburg-Westerland, immer wieder auch mit bunt gemischten Wagenreihungen. Da waren die Anfang der Siebziger aufkommenden Dieselloks Typ V100 mit ihren Zügen aus Umbauwagen schon eher langweilig.


Irgendwann lag dann die obligatorische Modellbahn Startpackung unterm Weihnachtsbaum und in der Bücherei hatte ich immer mehr Spaß am Studium von Bahn- und Modellbahnliteratur.


Die Zeitschrift Miniaturbahnen (MIBA) kannte ich aus dieser Bücherei. Alle Jahrgänge waren dort auszuleihen. Eine wahre Fundgrube für mich als Schüler, mit vielen Ideen und Anregungen. Interessante Bauanleitungen habe ich oft mit viel Mühe abgezeichnet - für den späteren Nachbau. Ich musste diese Hefte ja wieder zurück geben...


So lag es denn auch nahe, dem „MIBA“ Zeitgeist folgend meiner ersten Anlage einen Namen zu geben. LuPeSa steht für Lunden und Peter Samulat.


Der Unterbau war schnell fertig: ein altes Türblatt auf stabilen Holzblöcken. Maße so etwa 200 x 90 cm.


Das Gleismaterial war von Fleischmann. Mit der Zeit sammelte sich dann so einiges an Material an, Weichen und Kreuzungen kamen dazu. Mit meinem Zweileitersystem war ich im Freundeskreis die Ausnahme: um mich herum nur Märklinbahnen mit den beim Fahrtrichtungswechsel hell aufleuchtenden, lustig hüpfenden Loks auf ihren hohen Blechschienen. So etwas wollte ich nicht, meine Gleise wurden mühsam per Hand eingeschottert. Es sollte ja wenig wie die wirkliche Bahn aussehen. Und die konnte ich mir ja jeden Tag genau ansehen, wenn auch immer häufiger „nur“ aus einem brummenden Schienenbus.


Der „Star“ unter meinen zwei Lokomotiven war eine Märklin Hamo BR38. Die andere Lok, eine Fleischmann „Anna“ aus der Startpackung, wurde mit Pappe und Farbe „gesupert“. Sie bekam einen kleinen selbstgebauten Tender verpasst, das Dach des Führerhauses wurde verlängert.


Zur Steuerung der kleinen Anlage musste ein Gleisbildstellpult her - natürlich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln selbstgebaut. Von diesem leicht geneigten Pult war die gesamte Anlage bequem aus meinem Kommandosessel zu steuern. Ja, es war wirklich ein Kommandosessel: um diesen großen gepolsterten Stuhl, an der linken Stirnseite des Türblatts aufgestellt, wurde mit Brettern die eingleisige Streckenführung so erweitert, dass die Züge um mich herum fuhren. Ich saß also in der Anlage und alles war prima zu überblicken.


Das Steuerpult bestand aus einer lackierten Spanplatte, auf die der Gleisplan aufgemalt war. Die Signal- und Weichensteuerung erfolgte durch selbstgebaute Taster aus weiß bemalten Holzdübeln, mit denen die unter der Platte angeschraubte Kontaktbleche zusammengedrückt wurden. Einfach und sicher in der Funktion! Große Kippschalter steuern die Beleuchtung und Stromzuführung in den Abstellgleisen.


Leider existieren aus dieser Zeit nur wenige S/W-Fotos in schlechter Qualität. Diese um 1970 herum entstandenen Bilder sind die einzige Erinnerung an diese Anlage.




























In die Bahn integriert ist eine Faller AMS (Auto Motor Sport) Bahn. Die kleinen Autos flitzen mit viel zu hoher Geschwindigkeit über die als „liegende Acht mit Kreuzung“ geführte,  kurze Strecke. Die Kreuzung in der Mitte war äußerst unfallträchtig - die dringend benötigte Ampelanlage wurde aber leider nie fertig.


Der finanziellen Enge gehorchend war viel Selbstbau angesagt. So entstehen nahezu alle Gebäude aus Pappe, Holz, Schmirgelpapier und Plastikresten. Bahnhof, Lokschuppen, Wassertum und viele Kunstbauten entstehen so, auch eine mehr als 40cm lange „Blech-“ Kastenbrücke. Sogar die kleine Drehscheibe war ein Selbstbau aus Holz und Pappe. Die Größe dieser Selbstbauten passte so ungefähr zu HO. Wie auch die industriell gefertigten Gebäude dieser Zeit wahr das eher TT Größe. Aber so harmonierten die Selbstbauten gut mit den wenigen gekauften Gebäuden.


Das Gelände bestand aus einem Unterbau aus Styropor, darauf eine Gipsschicht und Grasmatten. Viel Platz für Landschaft blieb allerdings nicht mehr übrig: es waren doch eine Menge Gleise auf wenig Raum. Stolz war ich auf meinen selbstgebauten Weinberg, den man auf dem alten Foto rechts neben dem Tunnelportal noch erahnen kann. Die Weinreben bestanden aus feingemahlenem grünen Schaumstoff und waren an Stecknadeln aufgeklebt. Sah gar nicht mal so schlecht aus - mit ein wenig Abstand.


Häufiger Fahrgast meiner kleinen Bahn war der Wellensittich Hansi. Kaum drehte der HO Zug seine Runden, landete er zielsicher auf einem Flachwagens und fuhr dann über die gesamte Strecke mit. Es war schon sehenswert, wie der Vogel sich vor dem Tunnelportal abduckte um nicht anzustoßen. Richtig flach lag er auf dem Wagen. Dann die enge Kurve im Tunnel - das ging nicht immer gut. Oft genug kam dann  erst der Zug aus dem Tunnel, und dann - zu Fuß - schimpfend der Vogel. Nächste Runde...